SZ (14.5.2011): Francesco lässt der Musik den Vortritt

Der junge Pianist ist ein guter Schüler am Saarbrücker Schlossgymnasium

Köllerbach. Eine Klassenfahrt? Ja, ganz schön, aber wo ist das Klavier? Eine ganze Woche ohne sein Instrument, keine verlockende Vorstellung für Francesco Torsello, der im aufgeräumten Einfamilienhaus in Köllerbach etwas zögernd, aber höflich, lästige Fragen beantwortet. Franceso ist 16, er hat sich in der Altersgruppe 5 (16 bis 17 Jahre) beim Landesentscheid von Jugend musiziert im Fach Klavier den 1. Preis erspielt. Die Stücke wurden gemeinsam mit der Klavierlehrerin gewählt, die Wiener Klassik und die Spätromantik sollten vertreten sein, ebenso ein impressionistisches Stück. Francesco gelang es mit seinem Beethoven, dem Adagio aus der 5. Klaviersonate (op. 10, Nr. 1) die Ruhe zum Ausdruck zu bringen, die im Wertungsblickwinkel der Jury hier Beethoven zugedacht war. Die jungen Pianisten sollen zeigen, dass sie die Sprache der jeweiligen Musik beherrschen. Es wurde also gewissermaßen abgefragt, ob in seinem Spiel bei Ravel die “Farben”, beim Prokofiev-Scherzo die Leichtigkeit und bei Liszt die Leidenschaft zu hören waren. Die Jury hatte nichts zu beanstanden. In einem Beratungsgespräch nach dem Wertungsspiel können die Jugendlichen von der Jury hören, ob und wann sie zu laut, zu leise, zu schnell, zu langsam gespielt haben, wo die intellektuelle Durchdringung der Musik vielleicht nicht ausreichend war, der Ausdruck fehlte und ob die Ausstrahlung der Pianistenpersönlichkeit überzeugte.

Der Pianist muss ein Auftreten haben, als Solist sind die Augen auf ihn gerichtet, er soll die Werke auch optisch interpretieren, Persönlichkeit zeigen.

Francesco Torsello ist zurückhaltend, eher versonnen, ein Mensch, der vermutlich auch im Erwachsenenalter der Musik den Vortritt lassen wird. Er hat auch im Gespräch keine abrufbare Selbstdarstellung parat, keine schon hundert Mal artig aufgesagten Sätze, die man halt so sagt, wenn man zu seinem Werdegang befragt wird. Umso lieber hört man ihm zu.

Francesco besucht den Musikzweig des Saarbrücker Schlossgymnasiums. Er ist ein guter Schüler. Im Selbstversuch stellte er fest, dass Computerspielen, ganz allgemein am Computer verbrachte Zeit, seine Konzentration empfindlich störte – und reduzierte freiwillig. Die ganze Familie ist musikalisch, Akkordeon, Saxofon, Gitarre, Schlagzeug und Orgel waren im Hause schon zu hören, es wird gesungen, Familienfeste waren immer auch Musikfeste. Die Eltern Torsello wurden noch in Italien geboren. Francesco hat zu Italien keine besondere Beziehung, eigentlich ist ihm gleichgültig, wo er ist, Hauptsache, es gibt ein Klavier.

Schließlich setzt er sich doch an sein Instrument und spielt Liszt, sein Glanzstück aus dem Wettbewerb, die Etude d’exécution transcendante Nr. 10, virtuos, schnell, voller Feuer.

Das Preisträgerkonzert “Jugend musiziert” findet an diesem Sonntag, 10.30 Uhr, in der Hochschule für Musik Saar in der Bismarckstraße statt.

Von SZ-Mitarbeiterin Astrid Karger

von Administrator, 14. Mai 2011
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